DAS GRAUENHAFTE BEDENKEN!

Peter Paul Wiplinger
Gedanken zum Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner 2023

Wie kann man ein solches Gedenken gestalten, wie kann man das machen: der Millionen Toten, der Ermordeten, jedes menschlichen, nein: jedes un-menschlichen Einzelschicksals gedenken, ohne daß dieses Wie-auch-immer-Gedenken ins Plattitüdenhafte abgleitet oder abstürzt? Wie und vor allem warum sollte es ein solches Gedenken geben, wie lange noch, von wem für wen auch immer; und welchen Sinn sollte ein solches Holocaust-Gedenken haben? Und schließlich: Ist ein solches Gedenken, ein Bedenken des Grauenhaften und des Zusammenbruchs jeder menschlichen Zivilisation, verbunden mit unermeßlichem Leid und der Aufgabe letzter menschlicher Würde und Humanität überhaupt möglich? Es steht die Frage vor uns: Kann man ein Denken, ein Bedenken, ein Gedenken in diesem Zusammenhang überhaupt leisten, eines, das den Tätern wie den Opfern, das der Maßstablosigkeit solcher Ereignisse wenn schon nicht gerecht werden so doch zumindest ansatzweise entsprechen kann? Fragen über Fragen, die einen beim Bedenken sogleich in einen Gedankenwirbel hineinziehen, der uns mitreißt; und an dessen Ende möglicherweise die Resignation steht.

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